Hildegard Medizin
Im Hochmittelalter begründete eine Ordensfrau ihre eigene neue Heilkunde. Ihr Name ist Hildegard von Bingen (1098 - 1179), die Äbtisstin des Benediktinerinnenklosters Rupertsberg bei Bingen. Bereits als Kind vermochte sie im wachen Zustand Visionen zu erleben. Diese Fähigkeit, von ihr »Schau« genannt, ermöglichten es ihr nach eigenen Worten, »alle Dinge im Lichte Gottes auf sinnliche Weise« wahrzunehmen. So dienten Hildegard ihre durch Visionen erlangten Erkenntnisse und durch Naturbeobachtung gemachten Erfahrungen als Grundlage für ihre Medizin.
Ganzheitliche Gesundung
Für Hildegard ist die Wiederherstellung der Gesundheit eine untrennbare Einheit von körperlicher und psychischer Heilung – Psyche kann nur mittels Körper, Körper nur mittels Psyche existieren und so gesund erhalten und wieder geheilt werden. Demgemäß sind ihre Aussagen über Krankheitsursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf drei Ebenen zugleich angesiedelt: auf jener der Welt an sich, jener des Körpers und jener der Psyche. Festgehalten hat Hildegard von Bingen ihr umfangreiches Wissen in vielen natur- und heilkundlichen Schriften. Die bekanntesten sind die „Physica“ und „Causae et curae«. Bei der “Physica” handelt es sich um eine Beschreibung der den Pflanzen, Elementen, Flüssen, Mineralien und Tieren innewohnenden Heilkräfte, während die „Causae et curae” eine Pathalogie und Physiologie des Menschen zum Inhalt hat. Beide Schriften sind hinsichtlich der darin geschilderten psychosomatischen Zusammenhänge zwischen physischem und körperlichem Befinden gerade in heutiger Zeit bedeutsam – nicht umsonst erlebt die Medizin Hildegards seit geraumer Zeit eine so enorme Renaissance.
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